Faszinierender Multimediavortrag von Dr. Sonntag begeistert Publikum

Eine sehr gut besuchte Veranstaltung in neuer Umgebung: Erstmals fand der beliebte Kulturabend des deutsch-italienischen Freundeskreises Bensheim – Riva del Garda in den Räumen der evangelischen Michaelsgemeinde statt. Die treue Fangemeinde ließ es sich nicht nehmen zu kommen – und wurde reich belohnt. Auf dem Programm stand ein Multimediavortrag „vom Feinsten“, präsentiert von der renommierten Referentin Dr. Sabine Sonntag, die seit über 20 Jahren zu den festen Größen im Vortragsprogramm des Freundeskreises zählt.
Die Musikwissenschaftlerin, Opernregisseurin und langjährige Dozentin der Musikhochschule Hannover versteht es wie kaum ein anderes, profundes Fachwissen mit Leichtigkeit, Humor und lebendigen Erzählungen zu verbinden. Dieses Mal widmete sie sich einem besonderen Thema: Puccinis Frauengestalten und ihrem jeweils eigenen „Leitproblem“.
So ordnete Dr. Sonntag den zentralen Figuren der Puccini-Opern prägende Charakterzüge zu:
- Mimì (La Bohème): Armut und Krankheit
- Manon Lescaut: Gier und Luxussucht
- Tosca: manische Eifersucht
- Butterfly: Ehrenkodex versus Freiheit
- Turandot: sexuelles Trauma
Mit großer anschaulicher Kraft führte die Referentin durch Puccinis bewegtes Leben, einschließlich manch wissenswerter Anekdote über den berühmten Komponisten und Frauenliebhaber, der mit seiner Musik vor allem eines wollte: Geschichten erzählen.
Besonders aufhorchen ließ Dr. Sonntags Hinweis auf die musikalische Nähe Puccinis zu Richard Wagner, einem Einfluss, der vielen im Publikum neu war. Puccini setzte sich bereits während seiner Mailänder Studien intensiv mit Wagner auseinander und besuchte mehrfach Bayreuth. Seine Frauenfiguren stammen zwar nicht aus dem Adel, doch schrieb er ihnen hochemotionale Musik auf den Leib – Musik, die bis heute gerne auch einmal „überinterpretiert“ werde, wie Dr. Sonntag augenzwinkernd bemerkte.
Ein Höhepunkt des Abends war ihre Analyse der unvollendet gebliebenen Oper Turandot. Puccinis letzte Notiz auf dem Krankenbett – „e poi Tristano“ („und dann Tristan“) – ordnete sie als Schlüssel zu einer psychologischen Deutung der Prinzessin ein, als Weg zur „Erlösung“ von ihrem inneren Zwang. Moderne Inszenierungsansätze, die diesen psychoanalytischen Zugang aufnehmen, zeigte Dr. Sonntag anhand eindrucksvoller Bild- und Tonbeispiele.
Am Ende gab es langen, begeisterten Applaus für einen überaus gelungenen Abend. Schon jetzt steht fest: Auch 2026 soll Dr. Sonntag wieder nach Bensheim kommen.
Text: Freundeskreis