Verleihung des Ehrenvorsitz. Unser Bild zeigt von links nach rechts: Kassenwartin Inge Fertig, Ehrenvorsitzende Dr. Giuseppina Kittel, erster Vorsitzender Rolf Richter und zweite Vorsitzende Beatrice Blicker-Tornesi. Bild: Waltraud Ritter
Verleihung des Ehrenvorsitz. Unser Bild zeigt von links nach rechts: Kassenwartin Inge Fertig, Ehrenvorsitzende Dr. Giuseppina Kittel, erster Vorsitzender Rolf Richter und zweite Vorsitzende Beatrice Blicker-Tornesi. Bild: Waltraud Ritter

Rede zur Ernennung von Pina Kittel zur Ehrenvorsitzenden des Vereins Bensheim – Riva del Garda von Rolf Richter:

Am 15. Oktober 1988 wurde in Bensheim die Urkunde für eine Städte-Verschwisterung unterzeichnet; im Frühjahr des folgenden Jahres – damals war ich als Stadtverordneter mit dabei – in Riva del Garda.

Am 15. Februar 1989 fand die Gründungsversammlung des Freundeskreises Bensheim – Riva del Garda statt.

„Da schau ich mal rein,“ beschrieb Pina in der Festschrift zum 10-jährigen Bestehen der Verschwisterung ihre ersten Kontakte zum entstehenden Verein.

Nicht unerwähnt bleiben darf in diesem Zusammenhang der in ehelicher Fürsorge prophylaktisch geäußerte Ratschlag ihres Gatten Heribert, „sich bei dieser Gelegenheit bloß kein Vorstandsamt aufs Auge drücken zu lassen.“ Aber mit der in solchen Fällen oft vorgebrachten Beschwichtigung, „der zweite Vorsitzende hat sowieso nichts zu tun“, wurde Pina für diese Funktion gewonnen und gewählt. Zehn Jahre war sie fortan zweite Vorsitzende.

Mann/Frau sieht, dass das Befolgen ehelicher Ratschläge nicht immer sinnvoll ist und für den Verein das Nichtbefolgen ein Glücksfall war!

Zum besseren Verständnis muss man wissen, dass in der damaligen Zeit solche Städtepartnerschaften sich darin erschöpften, sich im Verlauf des Jahres wechselseitig bei gutem Essen zu besuchen und dabei den Gedankenaustausch zwischen den Vorständen und evtl. städtischen Bediensteten zu pflegen.

Ein solches Vereinsleben widersprach Pinas Vorstellungen diametral. Sie wollte von Anfang an den Vereinszweck konkretisieren und mit Leben erfüllen, nämlich,

  • die deutsch – italienischen Beziehungen auf allen Gebieten fördern und
  • durch die Pflege und Förderung des kulturellen und gesellschaftlichen Austausches zwischen den Bürgern der Partnerstädte realisieren.

Im Klartext hieß das: Die Bensheimer müssen viel mehr über Riva del Garda erfahren – und das am besten durch eigenes Erleben und nicht durch Erzählungen.

Dazu hat Pina eine Vielzahl von Ideen entwickelt, deren Umsetzung im Einzelfall zunächst nur auf wenig Gegenliebe traf, weil sie der Zeit noch voraus waren und Arbeit bedeuteten.

Als Pina nach zehn Jahren im Amt der zweiten Vorsitzenden schließlich Vorsitzende wurde, kam das einem Generationswechsel gleich.

Es folgten weitere 24 Jahre! Sie war in dieser Funktion höchst aktiv und sehr erfolgreich tätig. Viele ihrer umgesetzten Ideen gehören heute zur normalen Angebotspalette des Vereins:

Fahrten nach Riva und die Regionen Italiens, von denen nur wenige noch nicht bereist worden sind; ein- und mehrtägige Exkursionen auf italienischen Spuren in Deutschland; Themenfahrten nach Riva, z. B. die Wege des Wassers, Villen und Residenzen am Gardasee, das Land wo die Zitronen blühen.

Feste: Jährlich Primavera-Fest, der Weinstand auf dem Bürgerfest, Teilnahme am Marktfrühstück und der Stand auf dem Weihnachtsmarkt

Kultur: Besuch von Ausstellungen italienischer Künstler, Opern, Konzerten und weiteren kulturellen Veranstaltungen.

Wissen: Vorträge zu Themen aus Geschichte, Literatur, Musik, Kultur, Politik und Landeskunde sowie Lesungen aus Texten Autoren – natürlich immer mit italienischem Bezug!

Jugendarbeit: Sprachkurse für Schüler aus Riva in Bensheim und umgekehrt, aktive Unterstützung der Bensheimer Schulen beim Austausch.

Monatlicher Gesprächskreis in italienische Sprache

Kulinarik: Italienische Kochkurse mit Chefköchen aus der Hotelfachschule, festliche Menüs bei Galaabenden, Pasta und Pizza, Wein und Kaffee, Vorträge über Nahrungsmittel, z. B. Reis, Nudeln, Hülsenfrüchte, Kaffee, Eisherstellung, Weinproben u.V.m.

Ihr Verdienst in all den Jahren:

Immer wieder neue Ideen entwickelt und bestehende Projekte fortentwickelt zu haben.

Jugendarbeit war immer Herzensangelegenheit, denn darin liegt die Zukunft des Vereins.

Große organisatorische Leistungen angesichts der vielfältigen Vereinsaktivitäten.

Pina hatte ein gutes Händchen und große Überzeugungskraft bei der Personalgewinnung für Vereinsämter und sonstige Aktivitäten. Sie hatte als Mensch die Fähigkeit, Leute anzusprechen und zu motivieren, etwas für den Verein zu tun.

Und ihr gebührt besonders der Dank des Vorstandes für die Etablierung eines Kultur-Ausschusses für das operative Geschäft der Feste und Vorträge!

Logische Folge: Zuwachs an Mitgliedern, inzwischen mit deutlichem Abstand der größte städtepartnerschaftliche Verein in Bensheim.

Die hohen, breit aufgestellten kulturellen Standards haben zu Nachahmungseffekten bei anderen Vereinen geführt. Insgesamt kann man sagen, wurde dadurch das Bensheimer Kulturleben nicht unerheblich bereichert.

Diese Aktivitäten sind u. a. mit dem Landesehrenbrief gewürdigt worden.

Nach einem Jahr ohne Vorstandsamt ist es nun an dem Verein, heute diese mannigfachen Verdienste zu würdigen.

Die Vereinssatzung delegiert die Zuständigkeit zur Ernennung von Ehrenmitgliedern an den Vorstand. Der Vorstand ist der Auffassung, dass diese außergewöhnliche Lebensleistung von Dr. Pina Kittel für den Verein es rechtfertigen, die Satzung auszulegen und zusätzlich den Titel „Ehrenvorsitzende“ zu verleihen. Die Mitgliederversammlung hat dies soeben einstimmig bestätigt.

Liebe Pina, ich darf dich zur Ehrung nach vorne bitten!