Gut besuchter Vortrag des Freundeskreises Bensheim – Riva del Garda

Prof. Dr. Volkhard Huth bei seinem Vortrag . Bild: Inge Fertig

Prof. Dr. Volkhard Huth hat sich am 20. Februar auf Einladung des deutsch-italienischen Freundeskreises Bensheim – Riva del Garda auf die Spuren des Kirchenfürsten „Georg von Neideck – Bischof von Trient“ begeben. Für Riva del Garda hat dieser Bischof eine ganz besondere Bedeutung, schließlich ist sein in Stein gemeißeltes Wappen noch heute an mehreren prominenten Stellen der Stadt zu sehen: Georg von Neideck, von 1505 bis 1514 Bischof von Trient und damit auch Kirchenfürst im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Seit 1509, nach einer schweren Niederlage der Venezianer gegen ein Heer König Ludwigs von Frankreich in der Schlacht von Agnadello, gehörte auch Riva effektiv wieder zum Reich. Kaiser Maximilian I. war seinerzeit mit dem französischen König verbündet. So konnte sich sein politischer Untertan und persönlicher Vertrauter, jener Georg von Neideck, in Riva festsetzen. Dies demonstrierte der Bischof, indem er sein Wappen unter anderem an der einstigen venezianischen Ortsbefestigung Rivas und auch an der Fassade des „Palazzo Municipale“, dem Rathaus der Bensheimer Partnerstadt, anbringen lies.

Mit diesen repräsentativen, in ihrer ursprünglichen Bedeutung heute meist nicht mehr verstandenen Symbolen, beleuchtete der Referent im Pfarrzentrum St. Georg das Leben eines wenig bekannten Mannes, der vor über einem halben Jahrtausend eine bedeutende Rolle in Kirche und Welt zu spielen verstand. Zunächst als hochgelehrter Jurist, unter anderem an der altehrwürdigen Alma Mater von Bologna, wo er sogar zum Universitätsrektor gewählt und später zum Doktor beider Rechte promoviert wurde. Das ebnete ihm den Karriereweg in höchst einflussreiche weltliche Positionen, zum Beispiel als einer der acht Beisitzer des 1495 auf dem berühmten Reformreichstag zu Worms eingesetzten Reichskammergerichtes. Sein juristisches Knowhow und indem er seine politische Vernetzung geschickt nutzte, bescherten ihm höchste Ämter. Zeitweilig fungierte er im heutigen Budapest als Sekretär des Königs. Seinen wichtigsten Karriereschub verdankte Georg von Neideck zweifellos den guten Beziehungen zum Herrscher des Reiches, Maximilian I., dessen Erhebung zum Kaiser im Februar 1508 im Dom zu Trient erfolgte: in der Bischofskirche des Georg von Neideck also!

Diesen und vielen anderen Wirkzusammenhängen ging Prof. Huth in Wort und Bild nach, wobei er die Lebensspuren des Protagonisten quer durch Europa verfolgte, insbesondere in Oberitalien. Die letzte Station auf dieser Reise in einer Zeit epochaler Umbrüche bildete Verona, wo Georg von Neideck seit 1509 das Amt des kaiserlichen Statthalters versah. Dort kam er schließlich 1514 unter ungeklärten Umständen ums Leben. Für das breit aufgefächerte Panorama konnte der Referent auch aus noch unerschlossenen Quellenbeständen schöpfen – und rückte am Ende eine unbekannte Miniatur aus Trient ins Bild, die vielleicht ein Porträt des weltgewandten Bischofs darstellt.

Mit diesem Vortrag hat der deutsch-italienische Freundeskreis wie gewohnt ein kulturelles Glanzlicht gesetzt.

Autor: Matthias Schaider, 28.02.2024